
Depeche Mode "Spirit" (CD) / "Wheres the revolution" (Single)
Depeche Mode "Spirit" (CD) / "Wheres the revolution" (Single)
Die aufgeklärte westliche Welt feiert 500 Jahre Reformation als Initiationsritus des Ausbruchs aus dem Midage-Dunkel hin zum Licht des emanzipierten Zeitalters der Maschinen und der Herrschaft des heute nur mehr virtuellen Kapitals. So weit so gut, doch wo führt das hin und was möchte der Einzelne in der sich täglich verändernden Welt heute tatsächlich? Der Kampf um die Gedanken und für das immer währende Wachstums-und Wohlstandsversprechen geht in die für uns alle vielleicht finale Runde, in dem sich Gut und Böse unter den Bannern ihrer doch so ähnlichen Symbole von Macht und Unterdrückung neu aufstellen und dabei alle gegen den abgehängten Rest.
Das geht nicht spurlos an der Kunst vorbei und so sitzt ein Martin L. Gore im schönen sonnenverwöhnten Kalifornien und fragt sich, was ihn an- oder eher schon bald vertreibt, das Gefühl zum unerwünschter Ausländer zu mutieren oder das nächste menschen-gemacht-klima-bedingte Buschfeuer. Währenddessen hört man von Dave Gahan in seinem wahlheimatlichen NYC das, was viele fühlen und was sie davon halten, das sich im sehnsuchtsvoll besungenen Zielhafen der Freiheit und der Prosperität ein Halbirrer die unterprivilegierten Schichten mobilisiert für seine wahnwitzigen Ideen. Und da ist noch Fletch, der sicher auch schon festgestellt hat, dass auch im Mutterland des Marktliberalismus – good old‘ England – so Einiges, wahrscheinlich schon immer und eher als woanders falsch läuft und sich das Establishment als Dank für die jahrzehntelange Geduld der anderen Europäer im Sumpf protektionistischen und separatistischen Kleingeistes suhlt.
Und so wundert es nicht, das die old guys mächtig angry sind und zum Sturm im Weinglas blasen. Ja, sie sind keine Anfang 20 mehr und bohren eben auch nicht mehr diese dicken Bretter, die den Leuten den Atem raubten, wie damals, als der unvergessene Alan noch selbst nach den Samples für den Emulator in und um die Hansa-Katakomben herumpirschte, Synthpop sich mit strange-m Industrial zum großen neuen darken Ding paarte und sich die adoloszent unvollendete Vorstadt-Gang im Tourbus mit billigem Ale zufrieden gab.
Doch nun hat das Warten endlich ein Ende und es reicht an diesem nun allemal dafür, besser zu sein, als mindestens der Rest im Biz und Depeche selbst seit mindestens „PTA“, ich habe schon Leute gehört, die SPIRIT als wieder ersten würdigen Nachfolger der „SOFAD“ sehen – May be, maybe not! Sie müssen niemanden mehr etwas beweisen, das Gesamtkonstrukt ist solider smoother rauchig-darker Electro-Blues, erdig, mal sleazy, mal auch härter und doch immer schnörkellos und sauber im Abgang. Mit „Hey SCUM pull the trigger“ gibt’s die bislang heftigsten Lyrics im ganzen bisherigen Schwermuts-Kanon. Wir hätten früher so was gesagt wie: „Ditte fetzt!“ oder „Geht doch!“
Nach meinem Dafürhalten vereint sich die Stärke dieser Platte vor allem in MOVE – die selbst für Frickel-Klangkunst-affine Nerds langsam nervigen übersteuerten Distorsiv-Experimente der letzten Jahre unter Hillier sind zum Glück – zugunsten reduzierter Akzente – passe. James Ford ist neu am Pult, die Zurücknahme lässt Dave und Martin wieder präsenter wirken, Ersterer ist stimmlich mindestens auf dem Niveau seiner wirklich guten Wandlungen auf Solopfaden (also wie damals HOURGLASS oder zuletzt mit den SOULSAVERS) und Letzterer ist wie immer besonders stark, wo er hingehört – sehr präsent in den moll-igen Balladen, backing vocals und an den Saiten, die Synths sind betont analog, warm, weich und doch schön satt und fett, wie zuletzt auch auf dem großartigen MG-Instro-Meisterwerk angeklungen. Das Sahne-Tüpfelchen hier: diese herrliche fast abgehakt wirkende Zwischenspiel – eine göttliche elektronische Offenbarung!
Fazit: Vielleicht kauf ich mir doch noch eine Karte…;-)
Als Finanzierungs- und Leasingspezialist sind Weiterentwicklungen für mich immer eine interessante Sache. Stillstand bedeutet Rückschritt. Nach diesem Motto lebe ich und habe mit dieser Maxime bereits einiges in meinem Leben erreicht. Technischer Fortschritt, die wirtschaftliche Entwicklung und der schnelle Motorsport stehen im Mittelpunkt meiner Interessen. Aus Begeisterung für Neues aus Wirtschaft, Technik und Maschinen!
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